Immobilienbewertung im Vergleich zu alternativen Geldanlagen
Von „Wohnen“ war keine Rede- erst einmal eine „Bleibe“. Auch die Mieter haben dies nicht als eine Dauerlösung gesehen, rein gefühlsmäßig war es auch nicht ihr „Zuhause“, kein Dauerzustand, eine Bleibe eben. Dass diese Tristesse nicht mit bleibendem Wert behaftet sein kann, war von Anfang an klar. Für den Vermieter – einst Kriegsgewinnler, jetzt neue Strategie (Acker in Bauland) – reduzierte sich dann die Folgerechnung auf einen trivialen Bruch aus 2 Zahlen: Jahresmiete/ Baukosten (heute: Rendite genannt). Je höher desto besser[1]! Das ganze war so einfach wie plausibel. Um das nachzuvollziehen, bedarf es keines Kaufmannsgehilfenbriefes. Das war nicht nur in Deutschland so: Z.B. auch in Amerika... Wenn dann in 20 oder 30 Jahren die Ratten oder „Neger“ in Harlem einziehen – auch egal, die Sache hat sich ja „rentiert[2]“. Zurück zu Deutschland: Welche Möglichkeiten hätten denn noch bestanden? Z.B. hätte unser Grossgrundbesitzer auch ein paar Hundert M² seiner Villa Heimatvertriebenen (gegen Bezahlung, versteht sich) überlassen können – hat er aber nicht gemacht! Denn da rechnet man eben anders –mit Perspektive, d.h. richtig –hier geht es schließlich um das persönliche Wohl! Also noch einmal – Rendite ist nur ein Faktor, wenn die Sache nachher so gut wie nichts mehr Wert ist (sprich: von der man sich über kurz oder lang eh verabschieden will[3]). Man nehme eine einfache Zahl, belege sie mit einem Fremdwort und so hat nicht nur jeder Provinzmakler (leider nicht nur der!) seinen Gassenhauer. Jetzt noch ein paar Modewörter hinzu: nachhaltig, ökologisch oder noch besser architektonisch- ganzheitlich... und schon mutiert der Gassenhauer zum Evergreen, was im Grunde das Selbe ist – egal, kommt eh keiner drauf!
[1] In Zeiten akuter Geldknappheit ist ein kontinuierlicher Zahlungsstrom – so wie hier - in Form einer regelmäßigen Miete – ein wahrer Segen.
[2] „Pioniergeist“ – einfach und skrupellos (gegenüber den Bewohnern und der Allgemeinheit, die dann mit den Folgeschäden zu kämpfen hat.)
[3] In Zeiten steigender Scheidungsraten wird heute selbst die Ehe unter diesem Aspekt betrachtet; keiner wird dies jedoch veröffentlichen, sonst ist der andere eher weg bevor sich die Aktion ausgezahlt hat!
Exkurs: Konkurrierende Geldanlagen
*1*
Mit Aktien lässt sich sehr schnell viel Geld verdienen. Renditen realisieren sich durch Ausschüttung von Dividenden und Kurssteigerungen. Der Effektenmarkt ist offen gegenüber einer Vielzahl an Akteuren. Kurse sind daher recht objektive Grössen. Sie bemessen sich nicht nur am gegenwärtigen Ertrag, sondern reflektieren auch alle erdenklichen zukünftigen Ereignisse.
Sie unterliegen aber auch starken Schwankungen, teils durch Fehler des Managements in der AG, teils durch unerwartete Ereignisse, Krisen auf Rohstoffmärten, Absacken der Nachfrage, Druck durch die Konkurrenz... dann auch noch künstliche Bewegungen durch Manipulationen...
Da so ein Papier keine Substanz (sprich Eigengewicht) hat, gibt es auch nichts, was seinen Verlauf bremsen könnte.
Ohne fundierte Kenntnisse kommt hier kaum einer klar. Also: für Laien als Alternative zum Sparbuch kaum geeignet.
*2*
Gold ist das Wertaufbewahrungsmittel „par excellence“. Daher hat man auch die Geldmenge seit altersher vorzugsweise ans Gold gebunden. Je mehr man beim Geld die Golddeckung aufgegeben hat, desto mehr war es Wertverlusten (sprich: Inflation) ausgesetzt.
Vor- und Nachteile liegen auf der Hand:
Vorteil von Gold gegenüber einer Immobilie: Gold ist ein homogenes Gut, beweglich und läßt sich stückeln.Immobilienwerte werden von diversen Faktoren bestimmt und sind ortsgebunden, also geldferner, d.h. weniger fungibel.
Nachteil ist: Gold hat keinen Gebrauchswert und erzielt auch keine Erträge.
*3*
Kunstwerke sind Unikate. Wirtschaftlich leben sie allein von Ihrem Seltenheitswert. Jeder Vergleich der genialen Einzelleistungen hinkt. Der Kunstmarkt ist daher überwiegend eine Domain eines Expertenpublikums und auch nur in diesen Kreisen fungibel. Unter Sicherheitsüberlegungen scheidet dieser Markt regelmässig für ein breites Publikum aus.
*4*
Anders als bei Wertpapieren sind Immobilienrenditen eher mittel- bis langfristigen Bereich angesiedelt, oft über Generationen.
Immobilienwerte steigen langsamer; sie können aber auch nicht so tief fallen. Essen, Trinken, Wohnen, z.B. aber auch Geselligkeit pflegen oder Traditionen bewahren sind elementare Lebenselemente. Sie sind unverzichtbar. Grund und Boden sind zudem nicht beliebig vermehrbar – und bilden ebenso dauerhaft Wert. Die 3 vorgenannten Anlagen haben keinerlei praktischen Gebrauchswert. Dieser bleibt der Wohnimmobilie auch in Krisenzeiten erhalten.
Der Wert einer Immobilie hängt von zahlreichen Faktoren ab, von der Architektur, der Bauausführung, dem landschaftlichen, baulichem und kulturellen Umfeld... Ein Stadtteil zeichnet sich nicht nur durch Funktionalität aus, sondern hat auch ästhetische Momente. Im Gegensatz zum reinen Kunstwerk, ist eine Stadt organisch gewachsen. An diesem „Kunstwerk“ haben viele unterschiedlich mitgewirkt.
Ein historischer alter Stadtkern ist kein lebendiges Museum, eher vielleicht Stein gewordener Zeitgeist.. Ein Dom ist auch Geist; aber er wohnt nicht drin.
Zurück zur Rendite!
Manche „Immobilien-Experten“ rechnen „ihre“ Renditen über 30 oder gar 50 Jahren hoch!
Ernsthaft... Vor 50 Jahren sah man im Ruhr – Gebiet (da war ich damals) überall noch Bierkutscher, Brauereipferde mit sprichwörtlich dicken Hintern und Anhänger, beladen mit Bier in Eichenfässern. Brauereipferde und Bier in Eichenfässer gibt es (fast) nicht mehr. Dicke Hintern wohl, aber nicht bei Pferden!
Dafür haben wir heute IPods, MPEG-3 Player, Handys...
Was es damals gab, gibt es heute nicht mehr. Was es heute gibt, gab es damals noch nicht!
Was soll dann die Erkenntnis, dass sich mein Einkommen in dieser Zeit (nominell) verdreifacht hat!
Damals hatten wir als Preisindex den Warenkorb eines Vier-Personen-Arbeitnehmerhaushaltes (heute harmonisierter EU – Konsumgütepreisindex), da war doch was ganz anderes drin!
Zahlen sind ja ganz hilfreich, aber eben nur Zahlen, Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck!
Auch in Grossbetrieben stürzt sich fast alles nur auf eine Zahl als Ziel. Das macht sogar krank.
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